01.04.2012

Bomber und Bomber Junior in Berlin

 

   


Diese Geschichte von uns wurde von der Badischen Zeitung 2009 veröffentlicht. In deren Blog zum SC Freiburg. 2012 wurde er geschlossen. Irgendwann später war der Blog dann weg. Unsere Geschichte ist jetzt hier wieder da. Hurrah ! 


Bomber und Bomber Junior 

in Berlin





In den Osterferien 2009 waren User Bomber und Bomber Junior in Berlin Verwandte besuchen. Dachte man zuerst ahnungslos an reine Abwechslung und Erholung vom Tagesgeschäft zu Freiburg, holte einem rasch der anstehende Bundesligaspieltag gnadenlos ein.

Aber nicht nur das: Nichts war´ s mit harmlosem Zeitvertreib, nein, schier unglaubliche Erlebnisse und manch unverhoffte Begegnung in Hülle und Fülle sollten ihnen widerfahren.

Diese wollten sie den BZ-Bloggern nicht vorenthalten, und zum Glück hatten sie einen Fotoapparat dabei,

sonst würde mancher hier wohl denken :


Ha des gibt´s doch gar nicht !




Berlin sei eine Reise wert. So sagt man es halt.
Aber den Wert einer Reise unbedarft vor Ort suchen, eventuell gar nicht finden, oder hinterher mühsam mit der Lupe herauskristallisieren ?
Nix da, eine wohlfeile, dezente, unerschrockene Vorbereitung wurde durchgezogen, die da hieß:

Koffer packen.

Wir hatten nichts unnötig dabei und sollten alles gebrauchen können:
Erlesene 1 – 5-fache Fanausstattungen
(in Form von schönen Schals, Käpples, Trikots, Fahne,
SC-Geldbittel und Guzeledose,...)
aber auch diverse unabdingbare Accessoires, sprich:
Reisekostüme, Perücken, auserwählte vorgefertigte Gesichtsscheiben, Bahn Card 50, die Münsterarmbanduhr, Kompass, Stoppuhr und gleiches mehr.

Natürlich auch die Grundausstattung: Zahnbürste, Klamotten, Laugenbrezeln.

Alles mit Maß und Ziel.

Entscheidend war, wir hatten da schon die ominösen drei Dinge vor Augen:

1. eine Fahrkarte, 2. eine Einladung, 3. einen Plan .

Unterwegs fuhren wir just zu dem Zeitpunkt der ersten beiden Tore im Spiel Wolfsburg gegen Bayern München am Stadion vorbei.
Später dann konnten wir die fünfte Wolfsburger Kiste,
das Tor des Jahres von Grafite,
in der Sportschau bewundern, aber halten wir uns nicht daran auf, es gibt wahrhaft wichtigeres zu berichten.

Ach ja: einen Top Haarschnitt hatten wir uns selbstverständlich zugelegt.
O-Ton Junior: „Wir müssen chic aussehen, wenn wir wollen, dass sie uns dort reinlassen.“

Mit dieser Einstellung verbrachten wir den ersten Abend beim Onkel und den Neffen angekommen, bei einer unverbindlich knallharten Texas-hold´EM-Poker-Runde zur Entspannung und klammheimlichen Akklimatisation.

                                





Beim finalen „all-in“ gewann Junior.
Der SC hatte zu jener Zeit Heimspiel gegen RW Ahlen. Wo sollten wir es angucken ?
Zum Glück erinnerten wir uns an den Hinweis von Blogger Paul Schmidt, der da war: die Fahne wird euch den Weg weisen. Und siehe da: wir fanden die Straße, höchstwahrscheinlich die einzige SC-Beflaggung der Hauptstadt, recht mühelos.







Paul Schmidt war tatsächlich daheim, hatte einen Hinweis unsererseits aus dem Blog (aus meiner „Roda Antar im Einkaufsladen getroffen“-Beschreibung) aufgegriffen, und offerierte uns tatsächlich eine feine Glasschüssel Twix,
wir griffen erfreut zu.
Vielen Dank Paul für die Gastfreundschaft!

PS: Wir erlauben uns eine Randbemerkung: Das Wahrzeichen von Paul Schmidt im äußeren Erscheinungsbild von Berlin, die Beflaggung, (übrigens schon in früheren Zeiten von einem BZ-Journalisten zufällig in einem Artikel gewürdigt), ist nichts im Vergleich zum imposanten Interieur seiner Wohnung.

Es gibt wohl nirgendwo auf der Welt, und auch sonst wo nicht,
eine so liebevoll ausstaffierte Wohnungseinrichtung eines glühenden SC-Liebhabers von ganzem Herzen. Ganz großes Kino !

Nach einer unruhigen Nacht, wegen Frust um die zwei Schlüsselszenen Bechmann (Tor nicht getroffen und Ausgleichsschütze im toten Winkel übersehen), halfen uns drei Dinge:

1. Bewegung an Berliner Luft, Luft, Luft,
2. der surreale Gesamtzusammenhang,
3. die unverhoffte Einladung einer weltbekannten Dame.


Zu 1 :

Zum Glück haben wir immer unser aufblasbares rotes Tandem dabei. Dieses ganze U-Bahn-, S-Bahn-, und Busnetzwerk, da wird man doch ganz gaga.
Wir kennen halt von Haus aus nur die Linie 1 zum Badenova-Stadion …
 





Zu 2 :

Eine Litfasssäule stellt sich Bomber in den Weg. Er schließt die Augen und wendet den Kopf zur Seite. Er weiß nicht warum, aber es kommen ihm Sätze über Salvador Dali in den Sinn:
„Die Schublade enthält das Geheimnis, das nur die Psychoanalyse zu enträtseln vermag, und Dalí bezieht sich mit dieser Vorstellung direkt auf Sigmund Freud, den er bewundernd rezipierte.“
Bomber Junior ist es durch einen intuitiven Schnappschuss zu verdanken, dass der Zusammenhang von Farbe, Fußball und Fantätigkeit, im engeren und weiteren Sinne, unzweifelhaft evident wurde.





 

Zu 3 :

Am Morgen hatten wir eine Einladung für uns, am Boden liegend, vorgefunden, unter der Türe unbemerkt durchgeschoben. Sie war von niemand geringerem als Marie Grosholtz, dem einen oder anderen vielleicht auch bekannt
als Madame Tussaud !
Auf wundersam duftendem Rosengarten-Pergament auf Lämmerbasis stand da geschrieben:
„Ich erwarte euch heute unter den Linden 74.
Nur heute. Gez. Madame Tussaud“
Wir hatten ja keine Ahnung, dass Madame gerade in Berlin war, und ausgerechnet an uns denken sollte. Ruckzuck waren wir unterwegs. Denn wir dachten, vielleicht hat Madame auch Gundula Korte eingeladen, die große alte Dame des Fußballs, die Mutter aller Fußballfans.







Andererseits: eine gewisse Vorahnung hatte uns wohl beschlichen, denn wir nahmen wie selbstverständlich unser ganzes Equipement de l`Energie mit, im Falle von Stromausfall und so.










Bei Madame Tussaud :


Am Eingang wartete schon der Bürgermeister auf uns. Er empfing uns mit den Worten: „Ich bin froh, dass ihr endlich mal da seit, denn das ist auch gut so.“






Na ja, ein paar Euros hatten sie uns komischerweise zuvor berappt,
ich blickte Wowereit darob tief in die Augen, er blieb ganz cool,
ein Einblick in die Gästeliste entschädigte uns, Schwamm drüber .

Wowereit tuschelte, mit seinem repräsentativen Gestus : “Du weißt schon, Bomber, die Stadt ist klamm. Also geht schön rein und amüsiert euch, Ali und Timberlake sind auch grad gekommen. Ich spendier euch nachher ne Limo. Husch husch jetzt, die anderen wollen auch noch rein.“

Bomber Junior dachte: „Na DER soll sich mal bei uns blicken lassen,
dann muss er auch abdrücken..“

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !

Nun, die Party war lang, abwechslungsreich und kurzweilig. In einer popigen Ecke stellten Gerd Müller und Uwe Seeler die zukünftigen Retro-Trikots der deutschen Nationalmannschaft vor. Uns Uwe das Heimtrikot, der Bomber der Nation das Auswärtstrikot.

Ihr glaubt das nicht? Fragt mal Madame !







Ganz baff waren wir, Achim Stocker zu sichten. Jawohl, er war´s ! Denn seine Stimme erkennt man doch sofort. Leider konnten wir nicht mit ihm reden, denn der Altkanzler nahm ihn ganz in Beschlag. Sie stellten sich gemeinsam in einem Symposium: „Wiederaufstieg Südbadens in die erste Liga. Ein Volltreffer ? “

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !




Als nächstes kam Bomber Junior ganz aufgelöst zu mir:
„Ich hab den Papst getroffen!“
Bomber:
„Echt? Wie war´s?“
Bomber Junior:
„Super, alles verstanden. Er sprach deutsch.
Zuerst unterhielten wir uns über klassische Musik,
dann wollte er alles vom Sportclub wissen.
Jetzt ist er auch SC-Fan!“

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !







Dann kam der Tingeltangel. Der Weltklassetingeltangel wohlgemerkt! Unverhofft. Im Separée saß Liza Minnelli. (Sie tritt ja im Juni im Friedrichstadtpalast auf und schaut sich jetzt schon mal Berlin an)
Der mir gelungene Hüftschuss ist nicht gerade verschärft, aber ich denk es ist ok so, und so wie ich es deute und die gedämpften Stimmen verstehen konnte, bemüht sich der Herr Raschke (das ist er doch, oder?) höchstpersönlich um einen weiteren Auftritt für Liza. Ich schätze die Aufstiegsfeierlichkeiten des SC werden neue Dimensionen erreichen!
Freiburg, dann München, Bielefeld, Berlin ? Fragt mal Madame !








Übrigens : Sigmund Freud lebt ! Ich platzte in einen Raum, weil ich die Toilette suchte,
(nein, nicht was ihr denkt, zum umziehen halt..)
und da war Sigmund in voller action.

Er widmete sich einem ewiggestrigen Blogger, der ihn zulaberte mit den ewiggleichen Geschichten, die sich um die immergleichen Personen drehten.

Die immergleichen Bilder,
Verletzungen, Neide, Phantasien, Alpträume, anscheinend unheilbar voll bewusst.

Voll daneben halt.







Aber: Siggie scheint schon in seinen kleinen grauen Gehirnzellen an einem neuen bahnbrechenden Werk zu basteln:

Arbeitstitel:

„Das Ödipal-Komplott als Wiederholungszwang zur Mitgliederversammlung“

Herr Freud sagte mir auch mit seinem Blick:
„Bomber, machen Sie bitte die Türe von außen zu !“

Es hielt mich nicht länger über ich und trieb ich nach draußen und ließ die beiden allein.

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !




In der Zwischenzeit hielt Bomber Junior seine Rede im Bundestag.

Angela Merkel hatte junge Fans gebeten, den Laden aufzumischen. Junior ließ sich nicht dreimal bitten, er zeigte alles:

Engagement, Herzglut und Nachhaltigkeit.






Auszug aus seiner Rede:

„…fordere ich sofortige Abschaffung der Montagsspiele, es sei denn der SC steigt nicht auf, wegen der Kohle dann halt, …automatischer Punktezuschlag bei einer Stadionauslastung über 50 %, das heißt Einführung der Paul-Schmidt-Doktrin … Erweiterung des Familienblocks auf die ganze Gegengerade in 2 Jahren, dann bin ich nämlich 14 Jahre…“

Frau Merkel schaute nachdenklich-wohlwollend, ich glaub die unterstützt das.

Am Schluss mahnte Bomber Junior:

„…Nur ein satter Fan ist ein glücklicher Fan. Deshalb:
Einfrieren der Stadionwurstpreise für Jugendliche an allen Ständen !
Ich danke ihnen!“

Ich glaub Frau Merkel bekam da langsam Hunger.

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !









Sogar Fritz Keller war auf der Party, wirklich wahr. Ich denk er hat da Promotion gemacht für den Sport Club, und die Fühler ausgestreckt nach neuen potentiellen Sponsoren. Wir konnten uns in die Reihen der Fotografen stellen, bei einem seiner Fotoshootings. Wer jetzt der Typ neben ihm war, wissen wir nicht.

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !










Wahnsinn ! Robbie Williams würde auch gern für den SC spielen. Nein, das haben wir diesmal nicht von Rudi Raschke, sondern von Karla Kolumna, die sich an den Star herangepirscht hatte.







Und Sportdirektor Dirk Dufner sahen wir mit einem guten alten Bekannten, also wenn die Vorbereitungen für die Aufstiegsfeier so weitergehen, wird das niemals nie nicht zu toppen sein, das kann ich euch sagen.

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !









Derweil gab es Futter für „Bildchen“ vom Feinsten. „Bildchen“, das ist ja die neue Boulevardzeitung für die Kleinen.
Zwei Herren, nämlich Dutt und Klinsmann, standen drei Herren, als da wären Stocker, Beckenbauer, Keller, gegenüber.
 
„Bildchen“ verrät uns nun, was die Herren sagten beziehungsweise dachten:
Klinsmann zu Dutt: „Möchscht jezd nid mai Job weitermache bei de Bayern ?“
Dutt zu Klinsmann: „Nein, nachher bin ich noch der Gelackmeierte. Ich bleib beim SC.“








Stocker: „Ich glaub ich muss dem Dutt verlängern. Erst der VfB, dann die Bayern…“
Beckenbauer: „Jets schaumermal do, wer is de Chef, wer de Co ? “
Keller: „Ich hab scho alles klar gmacht, er bleibt, basta.“





Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !





Sodele, im Grunde reicht es langsam mit unseren denkwürdigen Begegnungen.
Da war halt noch u.a. das intensive Gespräch mit Joseph Beuys über den SC-Fan in jedem Menschen,
die Sache mit der Unterschrift von Günter Grass,
die These von Oliver Kahn, die Antithese von Karl Marx und die Synthese von Bomber,
alles in allem gab es aber bei Madame nichts zu essen.
Als der Laden dicht machte, flogen wir raus, bekamen noch den Oscar und hatten Hunger.

Ihr glaubt das nicht ? Fragt mal Madame !









Deshalb noch paar gute Gastrotipps,
Marke: vertraute Heimatgerichte in der Metropole.

„tre 3 secondi“ (Charlottenburg) – schnell, gut, vollwertig, Nudeln

„Austria“ (Kreuzberg) – Schnitzel größer als der Teller

„Bayrischer Leberkässtand“ ( Bahnhof Friedrichstraße) – auch mit Kraut

„Pizza Salami von Ditsch“ (HBH) – kurz vor der Abfahrt halt



Zum Abschluß noch ein schönes Bild.


Es wurde gemunkelt, wir hätten im „ellington“ residiert.
Dies entspricht nicht der Wahrheit.


Das „tre 3 secondi“ hat keine Toilette, man durfte gegenüber rein.
Die Wände: voller Jazzfotos !








Wir hoffen ihr hattet Spaß mit unserem Trip,

Grüßle von Bomber und Bomber Junior und




adda



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