Der Sport Club Freiburg ist 120 Jahre alt. Das wurde mit einem umfassenden Überraschungsprogramm gefeiert. Im Zirkuszelt des Zeltmusikfestivals.
Wenn ich mal so alt bin, mach ich das auch.
Zuerst hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Angebot "meines" Vereins. Primär terminlich, aber auch grundsätzlich.
Schließlich waren laut Ankündigung "Prominente SC-Wegbegleiter, Fans und Freunde des Vereins" im Programm vorgesehen, sollten erzählen. Aber mich hatte noch keiner angerufen ... Wie soll das also werden ? Was wird da höchstwahrscheinlich wieder hochsterilisiert ?
Ich bin dann doch hin. Eintritt auf den letzten Drücker. An der Abendkasse hatte jemand was übrig.
Der Programmverlauf entwickelte sich von traditionell (Chor) bis sensationell (Duo).
Es wurden einem regelkonforme, emotionsgeladene Verarbeitungen überraschend wieder präsentiert, oder neu unverhofft hochgekocht. Jedes Tor aus dem kollektiven Stadiongedächtnis, fiel noch einmal.
Und, äh, ich sag mal so, wer rund 45 Jahre von zunehmend bis immer wieder, die Geschicke des SC Freiburg verfolgt, inclusive der Ungeschicklichkeiten, wer über Generationen die Verwandtschaft und Bekanntschaft zu felsenfesten Fans und Förderern des zuerstmal unauffälligen südbadischen Vereins
durch Begeisterung und Vorbild heranzieht, jaa, was isch mit dem, .. also der muss, zum 120 Geburtstag vom SC hin ! So, jetzt ischs raus .
Nach 1, 2 stimmungsvollen Chornummern, Marke Hasenzüchterverein am Wandertag (ich hatte nicht mitbekommen, was mit der Bewandtnis los war), kündigte das Moderationsteam den ersten der Gesprächsrunde an. Also Leute, das hab ich noch nie erlebt, und werde es nicht mehr erleben. "Wir haben hochkarätige Gäste und begrüßen als ersten Zoubaier Baya". Das Zelt brach spontan in einen freudigen Jubelschrei aus. Lautstark, als wäre ein verlorener Sohn zurück. Als hätte er im Moment alle Tore gegen den Abstieg im vorraus erzielt. Der Aufschrei muss bis übers Dreisamstadion hinaus zu hören gewesen sein.
Ich hätte nie gedacht, dass Bayas Ankündigung solche Euphorie auslöst. Gleichwohl ist es ihm zu gönnen. Sein Satz etwas später, es sei ein großer Fehler gewesen, Freiburg zu verlassen, ist jetzt schon übernacht legendär. Ich muss sagen, diese Massenfreude brachten mich um Contenance. Ich hatte große Mühe, die Tränen zurückzuhalten. Es war auch zwecklos. Meine Erzählung am nächsten Tag, war nur stockend und keiner normalen Rede möglich.
Karim Guédé gab , wie beim Pokalendspiel Berlin 2022 wieder , irgendsoeine brasilianische Samba Hit Nummer. Hört mal, wie das Publikum abgeht. Applaus und stehende Ovationen. Schön, diese Anerkennung. Spielt er besser Fußball oder Saxophon ? Ich sag diplomatisch und voller Berwunderung : Beides !
Und bitteschön, mal so nebenbei, die Beschreibung von der Vorlage Guedes auf Petersen zum Treffer gegen Bayern ! Mai 2015. Überhaupt der ganze Spielzug. Zucker ! Heute weiss ich, es war ein Pass von Guede wie die Rundung eines Saxophons..In der Mitte bei Neuer hats dann gescheppert..
Die Spieler, die dawaren, auch Volker Finke, auch Christian Streich, das war so nix Lückebüßerle. Das hatte Hand und Fuß. Viele, die nicht dawaren, werden das nächstemal Zeit haben.
Irgendwas zu spekulieren wegen Finke und Keller, und Stimmung und Misstimmung, verbittet sich.
Das Ganze war friedliche Freude.
Das Publikum brachte sich ein, woimmer es ging. Es war ein Leichtes, sie abzuholen. Ein bisschen was dahergesummt, und das ganze Zelt trällerte und schmetterte den richtigen Fangesang.
Gegen Schluss wurde einer geheimnisvoll angekündigt, er schreibe, er singe, er sei Fan, er wohne in Köln (langsam wagte man zu denken, das wird doch nicht ... doch tatsächlich : Wolfgang Niedecken !!
Was für ein Star, welche Ehre !)
Nettes Liedchen von Niedecken. Aber auf Kölsch, ich verstehe es nicht. ..
Update : User @BAPFan1963 hat sich auf YouTube gemeldet. Der Song oben heißt —->
Im Refrain die Zeilen : „Das war, als ich noch viel älter war…ist viel passiert seither.“ Habens ja auch ganz schön in sich.
Jraaduss ! Ich glaube, Wolfgang habe es Christian gewidmen. Ich muss dem noch nachgehen. Aufjedenfall, die Zeltgesänge von den Rängen, das ist doch herzerweichend !
Geradeaus - auf Hochdeutsch
Manchmal sitz ich hier rum und ich frag mich, warum
Es so kommen musste, wie es kam, wie es jetzt ist,
Und ich sag mir, dass es irgendwo weitergehen muss – geradeaus.
Noch hängt dein Bild an der Wand und macht mich regelrecht krank,
Hab deine Stimme im Ohr und ich frage mich nur,
Ob das alles nichts war in den letzten paar Jahren – mit dir.
Bleib da, wo du bist,
Halt dich irgendwo fest
Und bleib so, wie du warst:
Geradeaus.
Ab und zu merk ich dann, wie gut es tun kann,
Wenn man Luftschlösser baut, auf Zufälle vertraut,
Gar nichts mehr plant, auf gar nichts mehr wartet – nur so.
Dann wird alles verdrängt, weil sonst nichts mehr was bringt,
Weil sonst Himmelblau Grau wird und mir alles zuviel wird,
Weil in jedem Gedanken ein Bild von dir steckt – geh weg.
Bleib da, wo du bist,
Halt dich irgendwo fest
Und bleib so, wie du warst:
Geradeaus.
Es war schön, es war gut, vielleicht ein bisschen zu kurz,
Tausendundeine Nacht mit Blitz und Donnerkrach,
Ein Film ohne Schluss, in dem nichts ist, wie es muss – geradeaus.
Denk mal ab und zu dran, an das, was uns noch bleibt,
Was uns keiner mehr nimmt, weil es wahr ist und stimmt:
Das Stück „Ich“ von dir und das Stück „Du“ von mir – geradeaus.
Bleib da, wo du bist,
Halt dich irgendwo fest
Und bleib so, wie du warst:
Geradeaus.
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